3 Jahre für Middelhoff – zu viel?

3 Jahre hat Thomas Middelhoff bekommen. Er hatte eine Festschrift für Mark Wössner herausgegeben und diese dem ehemaligen Chef von Bertelsmann, seinem Förderer und Vorgänger im Amt, geschenkt. ARCANDOR, der Karstadt - Konzern, der zu dieser Zeit schon in Schwierigkeiten war, bezahlte die Rechnung: 150.000,00 € zzgl. MWSt. Privat veranlasste Flüge rechnete Middelhof ebenfalls auf Kosten seines Arbeitgebers ab. Insgesamt wurde der Schaden auf ca. 500.000,00 € beziffert.
Ulli Hoeneß wurde zu 3 Jahren und 6 Monaten verurteilt und hatte Steuern in Höhe von fast 30 Millionen überzogen.  
Bei Middelhoff wurde strafschärfend berücksichtigt, dass er uneinsichtig war. Bei Hoeneß wurde berücksichtigt, dass ihm das ganze unheimlich leid tat.
Ich habe vor ein paar Jahren eine Frau verteidigt, die in erster Instanz vom Amtsgericht wegen Untreue mit einem Schaden von knapp 100.000,00 € zu zwei Jahren ohne Bewährung verurteilt worden war und das, obwohl sie zwei minderjährige schulpflichtige Kinder hatte. Die Frau hatte in der ersten Instanz keinen Verteidiger gehabt.
In Sachsen jedenfalls wird in Wirtschaftsstrafsachen hart vorgegangen. Vor allem gegen die, die sich nicht mehr wehren können, weil sie am Boden liegen. Regelmäßig werden Unternehmer, die mit ihren Unternehmen pleite gegangen sind, strafrechtlich verfolgt. Sie haben Sozialversicherungsbeiträge nicht abgeführt, Bilanzen zu spät erstellt oder mit dem Insolvenzantrag zu lange gewartet. Dafür soll es zwischen den Staatsanwaltschaften und Gerichten abgesprochene Tarife geben. Auf individuelle Schuld, Bereicherungsabsicht oder Täuschungshandlungen kommt es nicht an. Und es werden Freiheitsstrafen verhängt, die sich gewaschen haben.
So gesehen wurde Middelhoff nicht hart bestraft.  Er ist sogar gut weggekommen. Gegen Hoeneß schneidet er natürlich schlecht ab. Aber gegen Hoeneß ist Middelhoff eben inzwischen auch nur noch eine arme Wurst. Und wenn man eine arme Wurst ist, darf man bei Gericht nicht auf Milde hoffen.